Druckbelüftungsanlagen (DBA) für rauchfreie Flucht- und Rettungswege

Erfahren Sie, warum Druckbelüftungsanlagen (DBA) in Sicherheitstreppenräumen gesetzlich vorgeschrieben sind, wie sie funktionieren und welche Richtlinien dabei eine Rolle spielen. Zudem bieten wir Ihnen in unserem kostenfreien Whitepaper umfassende Informationen zu den gesetzlichen Anforderungen, technischen Lösungen und baulichen Herausforderungen von DBA. Lernen Sie, wie Sie Fluchtwege sicher und barrierefrei gestalten und Planungsfehler vermeiden

Wozu dient eine DBA?

Druckbelüftungsanlagen (DBA), manchmal auch als Rauchschutz-Druckanlagen (RDA) bezeichnet, sorgen im Brandfall dafür, dass Flucht- und Rettungswege durch kontrollierten Überdruck rauchfrei bleiben. Das Ziel ist es, Rauch und die bei einem Brand entstehenden giftigen Gase aus den Fluchtwegen, insbesondere Sicherheitstreppenhäusern und Feuerwehraufzügen, fernzuhalten. Dies ermöglicht sowohl die Eigenrettung der Gebäudenutzer als auch den Löschangriff der Feuerwehr – und minimiert das Haftungsrisiko für Eigentümer und Betreiber.

DBA verpflichtend

Warum ist in einem Sicherheitstreppenraum eine DBA Pflicht?

Ein Sicherheitstreppenraum muss gemäß Musterbauordnung (MBO § 33) sicher zu erreichen und so ausgeführt sein, dass Feuer und Rauch nicht eindringen können. Der geforderte Feuerschutz wird durch Sicherheitsschleusen, Vorräume und selbsttätig schließende, rauchdichte Brandschutztüren gewährleistet. Druckbelüftungsanlagen sind die Hauptkomponenten, die im Sicherheitstreppenraum Rauchfreiheit gewährleisten. Dabei wird Außenluft angesaugt und im Treppenraum ein Überdruck hergestellt, der ein Eindringen von Rauch – auch bei geöffneten Türen – verhindert. 

Definition

Definition und Begriffsklärung: Was ist der Unterschied zwischen DBA und RDA?

DBA steht für Druckbelüftungsanlagen, während RDA die Abkürzung für Rauchschutz-Druckanlagen bzw. Rauch-Differenzdruckanlagen ist. Der Unterschied besteht darin, dass bei RDA der Rauchschutz im Fokus steht, während der Begriff Druckbelüftungsanlagen (DBA) neben der Rauchfreihaltung auch die Versorgung mit Frischluft berücksichtigt.

Beide Begriffe sind im Baurecht relevant, wobei in aktuellen Regelungen DBA oft als der umfassendere Begriff angesehen wird, da er die Funktionalitäten moderner Systeme besser widerspiegelt. In der DIN EN 12101 wird zudem der Begriff „Differenzdruckanlagen“ (DDA) verwendet. Allerdings ist auch der Begriff „RDA“ nach wie vor in Verwendung. Es ist daher wichtig zu beachten, dass die Begriffe DBA und RDA in der Praxis oft synonym verwendet werden – auch in den maßgeblichen Regelwerken und Bauvorschriften.
 

Richtlinien

Wichtige Richtlinien für Planung, Ausführung und Betrieb von Druckbelüftungsanlagen (DBA)

Die folgenden Vorschriften und Normen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Druckbelüftungsanlagen effektiv funktionieren und die Sicherheit der Nutzer im Brandfall gewährleistet ist.

  1. Musterbauordnung (MBO): Hier sind die grundlegenden Anforderungen an den Brandschutz in Gebäuden festgelegt, einschließlich der Notwendigkeit von Druckbelüftungsanlagen in bestimmten Gebäudetypen, beispielsweise Hochhäusern.
  2. Muster Hochhausrichtlinie (MHHR): Diese Richtlinie definiert spezifische Anforderungen an Druckbelüftungsanlagen in Sicherheitstreppenhäusern in Hochhäusern, einschließlich der notwendigen Luftströmungsgeschwindigkeiten und der Funktionsweise im Brandfall.
  3. Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB): Diese Vorschrift enthält technische Anforderungen und Hinweise zur Planung und Ausführung von Druckbelüftungsanlagen, um die Sicherheit im Brandfall zu gewährleisten.
  4. DIN EN 12101-3:2015: Diese europäische Norm befasst sich mit der Planung und Ausführung von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA), die in Verbindung mit Druckbelüftungsanlagen stehen.
  5. DIN EN 12101-6: 2022-11: Hier sind die Anforderungen an Differenzdrucksysteme definiert sowie Prüfmethoden und Leistungsanforderungen an DBA-Systeme festgelegt.

Neben diesen Regelungen, die sich direkt auf Druckbelüftungssysteme beziehen, können weitere Normen wie die DIN EN 13501-4 zur Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten hinsichtlich ihres Verhaltens im Brandfall oder die DIN EN 61508 zur funktionalen Sicherheit von elektrischen, elektronischen und programmierbaren Sicherheitsanlagen relevant sein. Zudem können spezifische Regelungen und Anforderungen der Landesbauordnungen (LBO) je nach Bundesland variieren. 

 

Aufbau einer DBA

Aufbau einer Druckbelüftungsanlage

Eine DBA besteht aus verschiedenen Komponenten, die im Zusammenspiel dafür sorgen, dass die oben beschriebenen Schutzziele erreicht werden:

  • Entrauchungsklappen: Dienen dazu, Rauch aus dem Gebäude abzuführen.
  • DBA-Auslösetaster: Manuelle Auslösetaster, die eine sofortige Aktivierung der Anlage ermöglichen.
  • Rauchmelder: Erkennen im Brandfall Rauch und lösen die DBA aus.
  • Türschließer oder automatischer Drehtürantrieb
  • Brandgasventilator: Unterstützt den Abtransport von Rauch und heißen Gasen.
  • Blitzlichtleuchte und Sirene: Warnsignale, die die Nutzer auf die Aktivierung der DBA hinweisen.
  • Zuluftventilator: Erzeugt den notwendigen Überdruck, indem er Frischluft in den geschützten Bereich bläst.
  • Druckentlastungsklappe: Reguliert den Druck und verhindert Überdrucksituationen.
  • Lamellenlüfter und Doppelklappen: Unterstützen die Luftzirkulation und den Druckausgleich.
  • DBA-Druckregelsystem: Überwacht und steuert den Überdruck in den Fluchtwegen.
  • Differenzdrucksensoren: Messen den Druckunterschied zwischen dem geschützten Bereich und der Umgebung.
  • Überströmventile und Brandschutzklappen: Steuern den Luftstrom und verhindern das Eindringen von Rauch.
     
Funktion

Wie funktioniert eine Druckbelüftungsanlage?

DBA-Systeme arbeiten durch die Erzeugung eines kontrollierten Überdrucks in einem geschützten Bereich, um sicherheitsrelevante Bereiche wie Flucht- und Rettungswege und speziell Fluchttreppenhäuser und Feuerwehraufzüge im Brandfall rauchfrei zu halten sowie mit Frischluft zu versorgen. 
Hierzu wird der Überdruck ständig mit dem atmosphärischen Druck verglichen und nachgeregelt. Bei geöffneten Fluchttüren soll die Luft schnell aus dem Treppenraum in die Brandetage strömen, um zu verhindern, dass Rauch in den Treppenraum gelangt. Gleichzeitig wird der Treppenraum mit Frischluft versorgt. Innerhalb weniger Sekunden nach dem Öffnen oder Schließen der Türen muss der Überdruck wiederhergestellt werden.
 

Druckbelüftungsanlage Treppenraum

Das Druckbelüftungssystem hält das Treppenhaus im Brandfall rauchfrei. © GEZE GmbH

Druckbelüftungsanlage Feuerwehraufzug

Ein Druckbelüftungssystem schützt den Aufzugsschacht im Brandfall vor Rauch. © GEZE GmbH

Im DBA-Fall wird in 4 Phasen unterschieden:

Phase 1:

Ein Brand bricht aus. Die Fluchttür in den Treppenraum wird geöffnet, und die Gebäudenutzer flüchten ins Treppenhaus, wodurch Rauch und Brandgase eindringen können.

Phase 2:

Rauchmelder erkennen den Brand oder ein Handmelder wird betätigt, um die DBA zu aktivieren. Die DBA-Steuerzentrale reagiert.

Phase 3 (hier werden gleichzeitig folgende Maßnahmen ergriffen):

  • Zuluftventilator saugt Frischluft an und leitet sie in den Fluchtweg.
  • Dachfenster öffnen vollständig, um Rauch nach außen abzuleiten.
  • Frische Außenluft durchspült intensiv den Fluchtbereich (Spülphase).
  • Alarmsirene ertönt und Blitzleuchte blinkt.
  • Türen werden durch Deaktivierung der Türschließer geschlossen.
  • Lüftungstaster werden deaktiviert.

Phase 4:

Nach der Spülphase wird die Druckregelung aktiviert, um einen kontrollierten Überdruck aufzubauen. So können keine weiteren Rauchgase eindringen. Sobald die Brandgefahr endet, wird die Anlage in den Überwachungszustand versetzt und nicht sicherheitsrelevante Funktionen werden deaktiviert.
 

Planung

Was ist bei der DBA-Planung zu beachten?

DBA Treppenhaus

Strömungskriterium bei geöffneten Türen © GEZE GmbH

DBA Treppenhaus

Durch ein kontrolliertes Druckgefälle zwischen dem Treppenraum und den angrenzenden Bereichen wird verhindert, dass Rauch in den Treppenraum eindringt. Dieses Druckgefälle schützt im Brandfall die Fluchtwege, indem es den Rauch zurückhält – auch bei geschlossenen Türen. © GEZE GmbH

Die Bauministerkonferenz (ARGEBAU) hat definiert, dass für einen adäquaten Rauchschutz bei geöffneter Tür zum Treppenraum eine Luftströmung von mindestens 2 m/s vom Treppenraum in die Etage erreicht werden soll. Hierfür ist ein Druckgefälle vom Treppenraum in die Etagen zwingend erforderlich. Dieses Druckgefälle entspricht einer messbaren Druckdifferenz.

Die europäischen Normen EN 12101 Teil 6 und Teil 13 beschreiben Druckbelüftungsanlagen demnach auch als „Differenzdruckanlagen“ (DDA).

Wichtiger als das Erreichen der vorgesehenen Strömungsgeschwindigkeit in der geöffneten Tür ist die Möglichkeit für die Nutzer, die Fluchttür tatsächlich zu öffnen. Daher wurde die maximal zulässige Türöffnungskraft auf 100 N festgelegt. Die ARGEBAU geht davon aus, dass die meisten Nutzer diese Kraft selbstständig aufbringen können. Diese Annahme gilt jedoch nicht für alle Personen – und entspricht auch nicht den Anforderungen an Barrierefreiheit in Flucht- und Rettungswegen.

Ein Beispiel: Bei Türen, die in einen druckbelüfteten Treppenraum führen, herrscht auf der Bandseite ein höherer Druck. Dies erschwert das Öffnen im DBA-Fall, da sowohl der Widerstand des Türschließers als auch der Gegendruck überwunden werden müssen. Eine Tür, die im Normalfall im Sinne der DIN 18040 mit weniger als 47 Nm Öffnungsmoment im Türschließer barrierefrei ist, erfüllt diese Anforderung im DBA-Fall nicht mehr. Die Lösung sind hier spezielle Türantriebe wie der Powerturn F.

Alle weiteren wichtigen Informationen, Kennzahlen und Messwerte zur DBA-Planung finden Sie in unserem kostenfreien Whitepaper

Tipp zur DBA-Planung: Lassen Sie wichtige Werte fachmännisch berechnen

Für die Planung von Druckbelüftungsanlagen ist entscheidend, die physikalischen Gegebenheiten und deren Einfluss auf den Architekturentwurf vor dem Bauantrag umfassend zu klären. Durch Simulationen und fundierte Erfahrungen in der frühen Planungsphase lassen sich kostspielige Fehler und Anpassungen auf der Baustelle vermeiden. Unsere erfahrenen Experten unterstützen Sie dabei, für Ihr Projekt realistische und erreichbare Werte zu ermitteln.

Jetzt Kontakt aufnehmen

Expertengespräch zur Vereinbarkeit von Brandschutz und Barrierefreiheit in druckbelüfteten Treppenräumen

In unserem Expertengespräch zum Thema Brandschutz und druckbelüftete Treppenräume beleuchten Brandschutz- und DBA-Experten Michael Narr von TROX und Olaf Thies, Architekt und Schulungsreferent bei GEZE, die Herausforderungen und Lösungen im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Barrierefreiheit. Unsere Experten diskutieren die entscheidenden Aspekte der Planung, die Anforderungen an Türkräfte sowie die technischen und organisatorischen Lösungsansätze. Erfahren Sie, wie frühzeitige Planung und innovative Ansätze dazu beitragen können, die Sicherheit in Gebäuden zu erhöhen – ohne die Zugänglichkeit und Selbstrettung im Notfall für Menschen mit Einschränkungen zu gefährden.

ZUM EXPERTENGESPRÄCH

Praktische Tipps zu Barrierefreiheit in druckbelüfteten Treppenräumen

Auch GEZE Experte Günther Weizenhöfer geht in seinem Vortrag zur Vereinbarkeit von Brandschutz und Barrierefreiheit in druckbelüfteten Treppenräumen detailliert auf die unterschiedlichen Einbausituationen ein: Handelt es sich um ein öffentliches Gebäude oder um eine Arbeitsstätte? Öffnen sich die Türen in den Treppenraum hinein oder aus dem Treppenraum heraus? Für die jeweiligen Situationen zeigt er anhand von Beispielrechnungen, mit welchen Konfigurationen und Produktlösungen alle rechtlichen Vorgaben eingehalten werden können.

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