Smart, nachhaltig und barrierefrei – so sieht das Hotel der Zukunft aus

Das Hotelkompetenzzentrum (HKZ) in Oberschleißheim bei München ist etwas Besonderes in der deutschsprachigen Hotellerie-Szene: hier laufen auf einer großen Ausstellungsfläche alle Bereiche eines Hotels – von Hotelzimmern unterschiedlicher Kategorien, über eine funktionsfähige Bar, Lobby und Küche – im Testbetrieb. Architekten, Planer, Betreiber, Pächter und Investoren können sich herstellerübergreifend über Konzepte im Hotel- und Gastronomiebau informieren und sich – abseits der üblichen Fachmessen – in Ruhe austauschen. Auch GEZE Lösungen sind hier im Einsatz und wir erhalten so wertvolles Feedback beim Einsatz und im Umgang mit unseren Produkten. Sonja Zdiarsky, unsere Global Account Managerin und Expertin für die Hotelbranche, diskutiert mit den beiden Betreibern des HKZ, Julia von Klitzing-Peter und Christian Peter über die Trends in Hotellerie und Gastronomie, was smarte Hotels auszeichnet, welche Bedürfnisse Gäste und Personal haben und natürlich auch darüber, wie GEZE Produkte dabei helfen können.

"Smart Hotel" ist der Trend der Hotel Branche

S.Z.: An dem Begriff „Smart Hotel“ kommt man momentan nicht vorbei, was ist damit aus Ihrer Sicht gemeint und welche Trends beherrschen die Hotelbranche momentan sonst noch?

Christian Peter: Klar ist, dass fast alle von Vernetzung und Automatisierung im Hotelbetrieb sprechen. In dem Zusammenhang fallen auch häufig die Begriffe „Smart Hotel“ oder „Hotel der Zukunft“. Beim Smart Hotel geht es darum, ein Hotel mit künstlicher Intelligenz auszustatten, um das Management und die Effizienz des Hotelbetriebs zu optimieren und damit einerseits den Service im Hotel zu verbessern, aber auch Kosten einzusparen. Doch aus unserer Sicht gibt es das sogenannte Smart Hotel oder Hotel der Zukunft bereits, es müsste eigentlich „Hotel der Gegenwart“ heißen. Denn die Digitalisierungslösungen sind zum größten Teil bereits vorhanden, lediglich das Potential wird noch nicht voll ausgeschöpft, da die Vernetzung und damit die Kommunikation der einzelnen Gewerke untereinander noch problematisch ist. Das liegt vor allem daran, dass nicht von Anfang an gemeinsam gedacht und geplant wird, sondern die einzelnen Gewerke zu spät hinzukommen und dann eben eine bauliche Lösung nicht mehr berücksichtigt werden kann. 

Hotelkompetenzzentrum

Türschließer und andere GEZE Produkte im Live-Testbetrieb: Im Hotelkompetenzzentrum haben unsere Kunden die Gelegenheit, alle Produkte zu erleben. © GEZE GmbH

S.Z.: Wie sollte die Planung eines Smart Hotel aussehen, damit die Vernetzung funktioniert?

C.P.: Am Bauablauf sind Architekten, Innenarchitekten, aber auch die jeweiligen Fachplaner, für Heizung, Klima, Sanitär, Lüftung, Brandschutz etc. involviert. Diese müssen frühzeitig miteinander in Kontakt treten, idealerweise moderiert über die Ausschreibung. Ansonsten sind die technischen Systeme nachher meist inkompatibel – schlicht aus dem Grund, weil es eine riesige Menge an unterschiedlichen Systemen und Protokollen gibt. Die Systeme müssen also im Idealfall interoperabel sein.

S.Z.: Das können wir so absolut bestätigen. Am besten funktionieren die technischen Systeme bei einer guten Planung und frühzeitigen Abstimmung aller Beteiligten. Darauf legen wir bei unseren Projekten großen Wert. Welche Vorteile für den Betreiber ergeben sich aus Ihrer Sicht  durch smarte Hotels?

C.P.: Einer der wichtigsten Gründe für die Vernetzung der Gebäudetechnik im Hotel ist der Nachhaltigkeitsaspekt, genauer gesagt, die Energieeffizienz. Der Hotelier braucht genaue Daten über den Energieverbrauch, um beispielsweise Lastspitzen auszugleichen oder zu verschieben. Ein Beispiel: Er kann am Morgen sicherlich nicht den Strom bei der Kaffeemaschine drosseln, aber er kann dem Wäschetrockner über eine Gebäudeintelligenz sagen, dass er von 90 % auf 60 % Heizleistung gehen oder sogar den gesamten Trocknungsprozess in die Nachtstunden verlegen soll. Gleichzeitig kann durch die Vernetzung der Komfort und die Sicherheit im Gebäude erhöht werden, indem Gebäudeprozesse optimiert werden. Zum Beispiel durch eine automatische Belüftung oder durch barrierefreie Türlösungen, die dennoch jederzeit ein hohes Maß an Sicherheit, etwa für den Brandfall, für die Gäste gewährleisten, genauso wie die Möglichkeit des Fernzugriffs zur Zustandsüberwachung oder Zutrittskontrolle . Für diese vielen kleinen Anwendungsfälle brauchen wir eine Gebäudeleittechnik, in die die einzelnen Gewerke integriert werden können. Hier bieten sich natürlich Lösungen, wie die Vernetzungsplattform myGEZE Control an, mit deren Hilfe die Tür- und Fensterantriebe systemoffen in eine Gebäudeleittechnik integriert werden können.

Nachhaltiger Hotelbetrieb

S.Z.: In Kürze werden wir die Bestandstüren im Hotelkompetenzzentrum mit myGEZE Control vernetzen. Dann können sowohl die Türen als auch die Produkte anderer Firmen in ein Gebäudemanagementsystem eingebunden und die Vorteile den Besuchern live demonstriert werden. Das macht die Theorie dann ein wenig greifbarer und ist der große Vorteil des Hotelkompetenzzentrums. Wenn wir mal von der Technik weggehen - Welche weiteren Trends in der Hotellerie und Gastronomie nehmen Sie wahr?

J.v.K.: Neben der Technik rücken unterschiedliche Bedürfnisse der Gäste in den Fokus. Was erwarten meine Gästegruppen, worauf legen vielleicht auch junge Leute im Gegensatz zur aktuellen Zielgruppe Wert? Hier rückt besonders bei der jungen Generation das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus. Und zwar in der Form, dass eine bewusste Entscheidung für Nachhaltigkeit, für Regionalität eine neue Form von Luxus ist. Einerseits kommt hier, wie bereits erwähnt, die Gebäudeautomation ins Spiel, um den Betrieb eines Hotels nachhaltiger zu gestalten, aber die Ansprüche gehen darüber hinaus. Der Luxusbegriff hat sich komplett gewandelt. Früher bedeutete Luxus große, opulente und vielfältig ausgestattete Zimmer und Räume, heute eher das Gegenteil, also schlichtes, reduziertes und funktionales Design. Neben Nachhaltigkeit sind aber auch barrierefreie Hotels ein Trendthema. Die Welttourismusorganisation (UNWTO) schätzt, dass der Markt für barrierefreien Tourismus rund 15 Prozent der gesamten weltweiten Tourismusausgaben ausmacht. Diese Zahl wird voraussichtlich weiter steigen, da immer mehr Länder und Reiseziele ihre Zugänglichkeit verbessern. Barrierefreiheit betrifft längst nicht mehr nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch ältere Reisende, Familien mit Kinder oder einfach Gäste, die mit ihrem Gepäck unterwegs sind. Von barrierefreien Hotels profitieren alle.

Gerade bei der jüngeren Zielgruppe ist eine bewusste Entscheidung für Nachhaltigkeit und für Regionalität die neue Form von Luxus.

Julia von Klitzing-Peter, Expertin für die Generationen Y/Z beim Hotelkompetenzzentrum

S.Z.: Was bedeuten der Trend nachhaltige und barrierefreie Hotels konkret für die Hotelzimmer?

J.v.K.: Dass ich zum Beispiel viel weniger Mobiliar habe. Das Mobiliar muss durchdacht und wirklich nur auf das Notwendigste begrenzt sein. Also beispielsweise nur kleine Seitenkästen, ein kompakter Schreibtisch und eine Kofferablage und gar nicht wahnsinnig viel mehr – alles in einer Farbe, in einer Materialität und am besten aus der Region ohne lange Lieferketten. Und das alles in einem idealen, angenehmen und auch ruhigen Raumklima. Hier kommen die verbauten Produkte, wie beispielsweise der GEZE Türschließer TS 5000 SoftClose oder auch der GEZE ActiveStop ins Spiel, damit die Türen nicht laut zuschlagen. Barrierefreiheit im Hotel beginnt dagegen schon an der Eingangstür, zum Beispiel mit automatischen Schiebetüren wie  dem Slimdrive SL NT oder der Karusselltür Revo.PRIME und setzt sich in den Hotelzimmern fort. Hier sind zum Beispiel ausreichend breite Durchgänge für Rollstühle wichtig, rutschfeste Bodenbeläge, aber auch digitale Kommunikationsmedien in den Zimmern schaffen Inklusion. Das Schöne - all diese Maßnahmen schaffen nicht nur barrierefreie Hotels, sondern erhöhen auch den Komfort für die Gäste.

S.Z.: Hotelgäste fordern Nachhaltigkeit, aber wie kann man sie dazu bringen, selbst auch nachhaltiger zu agieren, insbesondere beim Energie- und Wasserverbrauch?

J.v.K.: Nun, es gibt inzwischen ganz pfiffige Ideen, wie man Hotelgäste dazu motivieren kann, mehr auf Sparsamkeit und Ressourcenschonung zu achten. Vor allem bei der GenZ sehen wir interessante Entwicklungen in Richtung Gamification. So können die Gäste bei sparsamen Verhalten „Coins“ gewinnen, für die sie dann zum Beispiel gratis frühstücken können. Das ist auch für den Betreiber interessant, denn das Frühstück rechnet sich für ihn dann auch – durch die eingesparten Kilowattstunden Strom oder Liter Wasser. Gerade für die großen Hotelketten sind solche Reward-Programme ein schönes Mittel zur Kundenbindung. Aber was ich dazu natürlich brauche – und da schließt sich der Kreis – ist eine Vernetzung der Systeme und einen hohen Grad an Digitalisierung.

Barrierefreie Hotels ermöglichen Robotisierung

Hotelkompetenzzentrum

Nicht nur Brandschutz, Schallschutz und Fluchtwegsicherung – auch um „Predictive Maintenance“ geht es im Hotelkompetenzzentrum. Denn bspw. sollte der Türschließer nicht gerade dann gewartet werden, wenn der Tagungsgast den Konferenz-Saal gebucht hat. © GEZE GmbH

S.Z.: Weg von Betreiber und Gast – wie wirken sich die Hotellerie Trends auf das Hotelpersonal aus? 

C.P.: Natürlich zahlt das Thema Nachhaltigkeit auch auf die Arbeitgebermarke ein. Es ist vermehrt so, dass es für die Angestellten weniger um Geld, als um Purpose und Work-Life-Balance geht. Ich arbeite lieber in einem Hotel, das nachhaltig wirtschaftet bzw. lege als Hotelangestellter Wert auf feste Arbeits- und verlässliche Ruhezeiten. Und da sind wir dann mitten im Fachkräftemangel, der seit der COVID-Pandemie die Hotellerie und Gastronomie voll erfasst hat. Hier hilft jedoch ein weiterer Trend, über den wir noch nicht gesprochen haben: die Robotisierung. Man kann heute schon – ganz à la Hotel der Zukunft – in sehr vielen Bereichen Roboter einsetzen, wenn man die technischen Möglichkeiten dazu hat. Die Roboter freuen sich übrigens ebenfalls über barrierefreie Hotels. Gerade deshalb ist es für uns und die gesamte Branche so wichtig, mit Technologiepartnern wie GEZE zusammenzuarbeiten. Denn wenn zum Beispiel der Reinigungs- oder Serviceroboter von Zimmer zu Zimmer fahren soll, dann brauche ich Automatiktürantriebe, die idealerweise über die Gebäudeautomation gesteuert werden, um zum Beispiel die Türen zu bestimmten Uhrzeiten offen zu halten und zu anderen Zeiten, in denen die Roboter inaktiv sind, zu schließen. Wie diese Kommunikation funktionieren kann, das weiß meist weder der Betreiber, noch der Verarbeiter, noch der Architekt – das Wissen haben die Fachexperten wie GEZE. In unserem Usability-Labor hier können wir die Guest Journey durchspielen und präsentieren. 

Nicht nur die Systeme müssen miteinander kommunizieren, auch die Gewerke untereinander müssen sich absprechen. Diesen Ansatz „Connecting Expertise, Building Solutions“ haben wir mit GEZE gemeinsam.

Christian Peter, Gründer und Initiator des Hotelkompetenzzentrums

S.Z.: Warum werden dann bisher so wenige smarte Hotels mit Robotern umgesetzt?

C.P.: Auch das liegt wieder an der Vielzahl der Systeme und Protokolle – und letztlich an der Unsicherheit, welches System sich durchsetzen wird. Denn wer will in etwas investieren, von dem er nicht weiß, ob es in den nächsten 10 oder 15 Jahren überhaupt noch auf dem Markt ist? Und viele haben schlicht nicht die Zeit, sich mit den exponentiell voranschreitenden Innovationen zu beschäftigen und Schritt zu halten – auch das Thema KI hat hier noch einmal zu einer Beschleunigung beigetragen. Essentiell wichtig für die Entscheidungsfindung ist hier der Austausch. Diesem Austausch geben wir hier mit dem Hotelkompetenzzentrum eine stabile Plattform – und wir freuen uns sehr, dass GEZE ein Teil dieses Expertenaustausches ist!

Darüber freuen wir uns auch! Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Frau von Klitzing-Peter und Herr Peter, vor allem aber für die gute Partnerschaft und das gemeinsame Interesse die Hotelbranche voranzutreiben.